Foto: Stefanie Siegel
Foto: Stefanie Siegel

Ein wahnsinnig, schicker Artikel findet sich bereits heute in der online Ausgabe und morgen mit einer Auflage von gut 300.000 Exemplaren im Rheinboten. Außerdem wird der Beitrag in der NRZ erscheinen. Ein riesen Dankeschön geht an Sven-André Dreyer für den Artikel und das tolle Interview.

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Der Düsseldorfer Komponist und Musiker Lars Leonhard interessiert sich bereits seit Jugendtagen für elektronische Musik. Nach diversen Plattenveröffentlichungen komponiert er nun Musik für die amerikanische Weltraumbehörde NASA.

Früheste Klangeindrücke elektronischer Musik erhielt der 1973 in Hilden geborene Lars Leonhard aus dem Radio. Bereits als Jugendlicher hörte er auf Radio RPR die spezielle Musikform auf den niederländischen und belgischen Radiostationen oder bei der „Space Night“ auf Bayern 3 und war sofort von den ungewöhnlichen Klängen und Harmonien elektronischer Musik begeistert.
Leonhard kaufte sich erste Keyboards auf dem Flohmarkt und begann schon früh mit externen Effektgeräten zu experimentieren. „Sofort ging es in Richtung experimenteller Chillout-Sound“, erklärt Leonhard, der zu Anfang gemeinsam mit einem Freund im Alter von 17 Jahren erste musikalische Schritte wagte. Der Autodidakt, der lediglich einige Stunden Klavierunterricht genommen hatte, brachte sich schnell Harmonien bei und entwickelte ein Gespür für Klänge und deren Wirkung. „Ich bin froh, nie fundiert Musikunterricht genommen zu haben, denn sonst würde ich mich nur in strengen Regeln bewegen können. So sind meine Ideen völlig frei“, gesteht der Musiker.
„Damals, in der Zeit vor dem Internet“, erinnert sich der heute in Volmerswerth Lebende, „musste man, um als Musiker wahrgenommen zu werden, unbedingt auf die Bühne. Ich habe mich aber nie als Bühnenmusiker verstanden.“ Und das ist bis heute so.

Ins kalte Wasser geworfen

Eine Ausnahme gab es, denn einen ersten Einstieg in die Szene der Elektronikmusik nahm er mit seiner Band „Chaos Digital“, mit der er sowohl Bühnen- als auch Fernseherfahrung sammelte.
„Wir wurden damals ins kalte Wasser geworfen“, resümiert Leonhard seine ersten Erfahrungen im musikalischen Bereich. Über eine Werbeagentur erhielt er schließlich die Anfrage, Werbemusik zu komponieren. Und auch für die Vertonung einiger Filme des deutschen Pavillons auf der EXPO 2005 in Japan zeichnete er verantwortlich. Erst auf Drängen seiner Freundin verschickte er schließlich im Jahr 2010 Proben seiner immer ausgereifteren Kompositionen an Plattenfirmen, um so auf sich und seine Musik aufmerksam zu machen. Inklusive einer aufwändig gestalteten Vita legte er den insgesamt 100 Bewerbungen auch jeweils CDs mit eigenen Stücken bei. „Zum Teil erhielt ich auf meine Bewerbungen sehr verletzende Antworten“, berichtet der Musiker. Weil er noch keinen Namen in der Szene besaß, wollte kein Label mit ihm produzieren. Bis auf eines, denn Jens Rößger, Labelmacher von BineMusic aus Essen, fand Gefallen an den elektronischen Klängen aus der Landeshauptstadt und lud Leonhard dazu ein, gemeinsam mit weiteren Musikern zunächst eines seiner Stück auf einem Album zu veröffentlichen. Im Jahr darauf, 2011, erschien sein erstes eigenes Album mit dem Titel „1549“, auf dem er die Notwasserung des Fluges 1549 auf dem Hudson River in New York musikalisch verarbeitet. Dafür arbeitete Leonhard mit sogenannten Field-Recordings, also Klängen, die er in der Natur aufgenommen hat. Aber auch am Düsseldorfer Flughafen zeichnete er unzählige Sounds von startenden und landenden Flugzeugen und Lautsprecherdurchsagen für die Platte auf.

Kompositionen für die amerikanische Weltraumbehörde NASA

Hin und wieder stellte Leonhard eigen produzierte Videos, die mit seiner Musik unterlegt waren ins Internet. Bis er eines Abends die E-Mail eines gewissen Scott aus den USA erhielt. Dieser fragte an, ob er die Musik des Düsseldorfers für weitere Videoprojekte verwenden dürfe. Scott, so stellte sich heraus, ist Mitarbeiter der amerikanischen Weltraumbehörde NASA, und diese ist von der Musik des Düsseldorfers derart begeistert, dass sie mittlerweile die sechste Komposition bei ihm in Auftrag gegeben hat. Die Filme über Sonnenerruptionen erreichen nun im Internet auf der Homepage der NASA millionenfache Klickzahlen.
Inspiration für seinen tiefenentspannten, harmonischen Sound mit dichten, weichen Klangflächen, gefälligen Harmonien und ausgefeilten Beats findet der Klangtüftler übrigens nicht selten in den Stadtgrenzen Düsseldorfs: „Die Natur ist für mich immer wieder die größte Inspiration“, erzählt Lars Leonhard unprätentiös und trotz seines Erfolgs sehr bescheiden. Das wiederum kommt nicht von ungefähr, arbeitet er doch hauptberuflich als Gärtner und Spezialist für exotische Pflanzen in der 18 Meter hohen Glaskuppel des botanischen Gartens der Universität Düsseldorf.